Den schönsten, geilsten und schlanksten Körper habe ich im Winter. Genau genommen zwischen dem 18. November und 24. Dezember. Da sehe ich aus wie in Marmor gemeißelt. Die Muskeln so hart, dass sogar der Bauchspeck den Kampf aufgibt.
Das ist die schönste Zeit im Jahr. Die Jeans sitzt wie angegossen. Die Shape Waer, die im Sommer für Schweißausbrüche und Atemnot sorgt kann im Schrank bleiben. In dieser kurzen Zeitspanne könnte ich nackt mit einem Mojito in der Hand über grüne Wiesen laufen. So wohl fühle ich mich. Da kann ich es mir sogar vorstellen bei Adam sucht Eva mitzumachen. Ihr wißt schon. Die Sendung in der man sich komplett nackt auf einer Insel begegnet und auf die große Liebe hofft. Hat ja bei Peer Kusmagt und seiner Surferin auch geklappt.
Und dann kommt Weihnachten. Habt ihr schon mal bei Polen Heiligabend verbracht? NEIN… Sicher nicht! Im schlimmsten Fall werden 12 Gerichte serviert. Der Pole ist gläubig und so bekommt jeder Apostel sein eigenes Gericht. Es wird aufgetischt bis der Tisch durchbricht. Und nichts hat weniger als 1000 Kalorien. Der Pole liebt Fett und Fleisch und Wodka. Da ist er nicht mehr zu bremsen. Da wird kurz gebetet und los geht das Gelage.
Ich bin Polin. Meine Genetik besteht aus Fettzellen. Sehr hungrigen Fettzellen. Ich versuche sie nicht zu sehr zu verwöhnen. Das ist quasi militärische Foltertaktik. Erst Bewegung bis zur Erschöpfung und dann ein trockenes Chicorée Blättchen zum Abendessen.
Genau dieser Taktik und diversen HCG, WW, 50:50, Low Carb, No Carb, FdH etc. Diäten ist es mir gelungen gar nichts zu erreichen. Das ganze Konstrukt bricht am 24. Dezember zusammen. Der schlanke Körper wird fett. Einfach so. Über Nacht. Mit dem ganzen fettigen Zeug, das meine Familie auftischt kommt unweigerlich die Bewegungsunfähigkeit. Nicht mal zur Mette schaffe ich es noch. Wie denn auch? Müsste dafür den Berg hoch! Das ist die Zeit in der die Fettzellen meutern und ausbrechen. In alle Himmelsrichtungen. Die freuen sich wie Bolle. Und für mich ist das der Anfang von mindestens 5 Kilogramm mehr auf den Hüften, dem Hintern, den Beinen und den Titten. Wie eben erwähnt! Alle Himmelsrichtungen. Die machen vor nix Halt.
Mit dem Frühling kommt das Einsehen. Dann renne ich, wie eine Geisteskranke durch den Wald. Schwitze wie Sau und habe Schmerzen bis in den kleinsten Zeh. Ich will wieder zurück in den 18. November. Diesen 18.November will ich für immer. Verspreche mir hoch und heilig, dass ich nie wieder esse. Und schon gar nicht im Winter! Mit jedem Muskelkater schwöre ich bei Gott, dass ich es nie wieder soweit kommen lasse. Jede Blase an den Füßen soll dieses Versprechen besiegeln.
Jetzt ist Sommer. Ich renne und renne und renne. Ich schwöre und schwöre und schwöre. Hab mir gerade neue Laufschuhe gekauft. Bin voll motiviert. Hab auch schon was runter. An Kilometern und Gewicht. Boa! Bin sowas von stolz. Esse nur noch Hühnchen, Eier und Zucchini.
Und zwischendurch halte ich beim OBI an. Da steht so eine Grillbude. Die Bauarbeiter stehen da und essen ihre Bratwurst. Ich mache das Fenster runter. Einen Spalt breit und rieche das Fett. Während die Jungs da genüsslich in ihre Wurst beissen sabbere ich das Auto voll. Gut, dass ich nicht die Scheibe ablecke.
Ich bin getrieben von Bratwurst und Bier!
XOXO euer BlonderKracher
(Dabei mag ich nicht mal Bratwurst. Geschweige denn Bier) 🙂