… in neuen Schuhen. Bitte schön!
Manchmal, sehr selten, oder sagen wir fast nie, muss auch ich mal zu Kreuze kriechen. Gefällt mir gar nicht. Diese gebückte Haltung und dazu noch der versöhnliche Ton. Da winde ich mich, wie ein Aal. In solchen Momenten greife ich immer ganz tief in die Trickkiste. Ich zocke hoch. Sehr hoch. Da wird alles an Argumenten auf den imaginären Tisch geknallt, was auch nur im Ansatz hilfreich sein könnte. Und weil ich grundsätzlich gut zuhöre und mir jeden Mist merke, passiert es selten, dass ich mich grob verschätze und dann doch in der Defensive lande.
Dieses Verhalten kenne ich natürlich auch von meinen Freundinnen. Wir unterstützen uns gegenseitig. Immerhin muss die Argumentationskette sogar für einen Mann schlüssig sein. So ganz doof sind die Typen nicht. Und auch sie lauern auf die kleinste Lücke, die das mühsam zurechtgefrimmelte Konzept zum Einsturz bringt. Ja, ja… So eine Meinungsverschiedenheit ist wie ein Kartenhaus. Ein Hauch von Unsicherheit und schon floppt die Sache.
Für einen handfesten Streit gibt es keine festen Regeln, nach denen man spielt und beide sind danach total glücklich. Es gibt aber Regeln, wie man einen Streit gewinnt. Zu diesem Thema habe ich unzählige Bücher gelesen. Unter anderem so einen Quatsch wie „Konflikt: Bedrohung oder Chance“ oder auch „Das Geheimnis guter Paarkommunikation“. Diese Bücher, geschrieben von Psychologen oder Paartherapeuten basieren auf der Meinung, dass ein Streit möglichst ruhig und im Ich-Ton vonstatten gehen soll. Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Falsch: „Du kommst schon wieder zu spät! Was soll das! Wenn das noch mal vorkommt, bin ich weg!“
Richtig: „Ich fühle mich von deinem Verhalten verletzt. Bitte sei das nächste Mal pünktlich. Das würde mir sehr viel bedeuten“.
Ich bin eindeutig Variante eins. Ohne Erpressung läuft bei mir gar nichts. Und bei Zuwiderhandlung bin ich auch weg. Dann steht er halt vor einer verschlossenen Tür. Merke: Auf eine klar formulierte Forderung erwarte ich das gewünschte Verhalten. Kommt es nicht folgt sofort und ohne ein Kommentar die Konsequenz. Egal was die Ratgeber einem einbläuen wollen.
Doch so sehr ich mich auch bemühe bei einem Disput einigermaßen glimpflich davon zu kommen, passiert es hin und wieder, dass ich daneben liege. So geschehen vor Kurzem. Ich hatte einen unglaublichen Zoff mit -DER (das R wird hart gerollt) Schatz-. Ich war bis zur Runde 3 klar im Vorteil. Sah mich schon auf dem Siegertreppchen. Bis dann doch das eine oder andere Gegenargument kam, das nicht ignoriert werden konnte. Schlußendlich stand -DER Schatz- auf dem Siegertreppchen. Ich musste mein Unrecht zugeben. Zähneknirschend wohlgemerkt.
Es fällt mir schwer mich zu entschuldigen. Diese Worte wollen nicht über meine Lippen kommen. Nicht mal, wenn ich komplett daneben liege. Also betreibe ich Schadensbegrenzung in dem Rahmen, den ich gut vertreten kann. Zum Beispiel als Einladung in ein nettes Hotel. War letztens wieder soweit. Ich konnte mich nicht entschuldigen. Also lud ich ihn am Wochenende in ein schönes Hotel ein. Ich versprach das ganze Wochenende zu Kreuze zu kriechen. Was kann ich schon für seine Phantasie? 😉
Wir waren in Genk. Genk kennt kein Schwein. War trotzdem sehr schön, inklusive Shopping. Und als wir dann so nett in der Außengastronomie saßen, im Dezember bei 15 Grad Celsius und ich mir meine neuen Schuhe angeschaut habe, die mir -DER Schatz- gekauft hat war die Welt eigentlich in Ordnung. Bis -DER Schatz- sagte:
„Sag mal. Wolltest du nicht das ganze Wochenende zu Kreuze kriechen? Das Einzige was du kriechst sind neue Schuhe.“
Ach die deutsche Sprache. Ich hab mich schlapp gelacht…. -DER Schatz- ist doch der coolste.
XOXO euer BlonderKracher